Vor mittlerweile zwei Jahren haben Uschi und ich uns in die Selbstständigkeit gewagt. Unsere Lernkurve zeigt unverändert steil nach oben und es ist immer wieder faszinierend, wie viel Neues man im Dschungel der arbeitstechnischen Eigenverantwortung lernt.

Wie auch im vergangenen Jahr will ich an dieser Stelle meine wichtigsten Learnings zusammentragen – um selbst ein bisschen zu reflektieren, was gut und weniger gut gelaufen ist, aber auch um einen kleinen Einblick in die Chancen und Tücken der Selbstständigkeit zu bieten.

Trau dich, oida. Die Frage „Können wir das?“ haben wir zu neunzig Prozent aus unserem Wortschatz verbannt. Die Frage lautet stattdessen „Wie gehen wir es an?“ Wenn wir dann scheitern, ist es ok. Aber Ausreden gelten nicht.

Umgib dich mit Konfetti und Zuckerwatte. Manchmal liest du auf Twitter Kritik über dein letztes Projekt (und wir wissen, wie fies Twitter sein kann). Oder du hörst von Bekannten, dass jemand deinen Vortrag gar nicht so toll fand wie du selbst. Das ist blöd, aber es passiert. Was immer gut ist: Selbst Liebe zu verbreiten und sich aufs Positive zu konzentrieren. Davon haben alle Beteiligten viel mehr.

Ein Firmenname wirkt Wunder. Seit wir nicht mehr erklären müssen, dass wir zwei Firmen haben, aber eigentlich zwei Einzelunternehmerinnen sind und die eine Streusel heißt und die andere Konfetti und dass wir irgendwie zusammen gehören, dann aber auch wieder nicht, dass wir keine gemeinsame Website haben, aber die Facebook-Seite nicht so heißt wie das Unternehmen – das hat uns ungefähr 13 zusätzliche Lebensjahre beschert. Seit wir MOKS sind, tun wir uns viel leichter. Ein Name, eine Firma, eine Website, ein Logo. Bäm.

Frauen-Power Wir haben es bisher nicht wirklich für nötig gehalten, unser Frausein großartig zum Thema zu machen. Das hat sich im Laufe des letzen Jahres ein wenig geändert: Wir verwenden ganz bewusst auf unserer Website, in unseren Blogbeiträgen und in unseren Postings geschlechterneutrale Sprache. Wir versuchen, Genderaspekte in unseren Vorträgen unterzubringen. Weil es sich für uns doch richtig und wichtig anfühlt, unseren kleinen Teil dazu beizutragen, dass die Welt ein besserer Ort wird.

Das Home Office als Arbeitsplatz begreifen Ich kann es nicht oft genug sagen: Es ist wirklich ein harter und steiniger Weg von „Ich-esse-am-Schreibtisch-während-ich-auf-Netflix-eine-Folge-OITNB-schaue-und-die-Katze-gerade-spielen-will-aber-danach-fang-ich-WIRKLICH-zu-arbeiten-an“ zu „Katze raus. Tür zu. Arbeiten.“

Eine Firma zu gründen, ist kein Pappenstiel. Ich habe den Aufwand für die Firmengründung eindeutig unterschätzt. Nachdem die Gewerbeanmeldung fürs Einzelunternehmen wirklich schnell und unkompliziert ging, lebte ich in der Annahme, dass es bei Gründung der OG genau so reibungslos gehen würde. Das war eindeutig ein Irrglaube. Weil: The Handelsgericht is not your friend. Am Ende war alles schaffbar und wir freuen uns eigentlich eh immer, wenn wir um ein paar gute Anekdoten klüger sind.

Unterrichten ist wunderbar – und ganz anders als gedacht Seit dem vergangenen Wintersemester unterrichten wir an der FH Wien. Darüber hat Uschi in ihrem Blogbeitrag berichtet. Das war auf so vielen Ebenen eine neue Erfahrung und hat uns, denke ich, auch in unserer Arbeit bereichert und verbessert. Zum einen versteht man die jüngere Zielgruppe besser, zum anderen macht es sehr viel Spaß, das eigene Wissen weiterzugeben und zu sehen, welche Ideen und Projekte daraus entstehen können.

Du merkst, dass du zwanghaft bist, wenn dein Steuerberater Angst vor dir hat. Let it go, Micha. Let it go. Das sagt Uschi immer dann zu mir, wenn ich vielleicht ein klitzekleines bisschen zu zwanghaft bin. Wenn die Schriftart auf der Rechnung nicht stimmt. Die Kommastelle im Excel-Sheet verrutscht ist. Oder Die Power Point Vorlage nur noch Kraut und Rüben ist. Das führt manchmal so weit, dass unser lieber Steuerberater lieber Uschi anruft, weil er Angst hat, dass ich ihn auf seine Fehler wiedermal aufmerksam mache. Daran arbeite ich noch. Hüstel.

Lieblingsmoment der vergangenen 12 Monate: als das erste Mal eine Statusmail nötig wurde, um nicht den Überblick über unsere Projekte zu verlieren. <3

Vorsatz für die kommenden 12 Monate: öfter mal auf die Erfolge von MOKS anstoßen.

Foto: Facebook / MOKS