Welche Plattformen werden 2023 relevant sein? Wie wird es mit Twitter, Instagram und TikTok weitergehen? Welche Trends werden sich durchsetzen? Wir wagen einen Blick in die Zukunft und haben Digital-Expertinnen um ihre Einschätzung gebeten, welche Themen uns im kommenden Jahr begleiten werden. Hier ihre Antworten.

Ally Auner – Digitally

Seit etwa zwei Jahren beobachte ich, wie Facebook immer unpraktischer in der Handhabung wird, und einem jede Woche ein anderer Bug das Leben schwer macht. Trotzdem, falls 2023 eine große Plattform zusammenbrechen sollte, wird das wohl eher Twitter sein, Elon Musks Eskapaden zeigen schon erste Auswirkungen. Für Social Media Marketer insbesonders in Österreich verschmerzbar, für die internationale Zivilgesellschaft ein schwerer Schlag. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Spannend wird auch, wie viele Leute tatsächlich zu Mastodon wechseln, meiner Meinung nach aber ein schlechter Ersatz für mein geliebtes Twitter. Gewinner des Jahres wird bestimmt TikTok, ich rechne mit einer deutlichen Zunahme an österreichischen Unternehmen, die hier durchstarten wollen werden.

Uschi Czerny – Helvetia

TikTok ist längst nicht mehr nur für die ganz junge Zielgruppe interessant, auch die über 25-Jährigen entdecken die Video-Plattform vermehrt für sich. Da Meta immer versuchen wird, TikTok Trends zu kopieren, werden im kommenden Jahr selbst produzierten Videos im Trend liegen und vom Algorithmus bevorzugt werden. Der Fokus wird bei Unternehmen im kommenden Jahr darauf liegen, interessante Videos inhouse zu produzieren, die eigenen Mitarbeitenden als Hauptdarsteller zu gewinnen und die Videos nicht allzu professionell aussehen zu lassen. Der Trend wird weggehen von Perfektion und Hochglanz hin zu Natürlichkeit und Realität.

Stefanie Grubich – P&B Agentur für Kommunikation

Digitale Trends bewegen sich derzeit zwischen zwei Extremen: Einerseits liebt die Generation TikTok, die zunehmend auch ältere Zielgruppen umfasst, aufwändig produzierte und kreative Videoformate. Andererseits steigen die Nutzer:innen der Social Media App „BeReal“ rasant, die statt Perfektionismus ausschließlich ein ungefiltertes Foto-Posting am Tag zulässt. Nur wer selber ein Selfie mit gleichzeitigem Foto der Umgebung veröffentlicht, kann sehen, was die Freund:innen gepostet haben. Dieses Bedürfnis nach echterem Content werden wir im nächsten Jahr noch mehr spüren: Die Sehnsucht nach echten Erlebnissen, Nahbarkeit, Persönlichem und Authentizität wird zunehmend wichtiger. Feel-Good-Content gewinnt in Zeiten multipler Krisen an Bedeutung. Während in den Nachrichten eine schlechte Nachricht die nächste jagt, müssen Inhalte Sicherheit bieten und Haltung zeigen. Das alles ist Teil einer Entwicklung, die schon länger zu beobachten ist: Die Rückbesinnung in „eine gute alte Zeit“, die es so nie gegeben hat. Dieses „Retrotopia“, das in Popkultur und Design schon Einzug gehalten hat, stellt auch den digitalen Raum vor neue Herausforderungen.

Birgit Hajek – social hearts

LinkedIn ist in der B2B Kommunikation voll angekommen. Regelmäßiger Hero Content auf der Unternehmensseite, ergänzt durch CEO Meinungen zu relevanten Themen und erfolgreich verteilt durch Mitarbeiter:innen, die als Leuchttürme agieren. Die große Challenge daran: Das alles zu planen, zu koordinieren und umzusetzen.

Michaela Wein – MOKS

Die Nutzer:innen möchten die Kontrolle zurück – über ihre Timelines, ihren Content und ihr Netzwerk. Erste Anzeichen dafür sind Plattformen wie BeReal, die „realistischere“ Einblicke in das Leben zeigen sollen und der Abgang vieler Twitter-User:innen Richtung Mastodon. Aber auch beim Veröffentlichen von Inhalten wird stärker hinterfragt: was möchte ich wo preisgeben und kommunizieren? Dieser Trend wird sich im kommenden Jahr fortsetzen und sich in einer stärkeren Differenzierung bei der Social Media Nutzung niederschlagen. Unternehmen werden auf dieses sich ändernde Nutzungsverhalten reagieren und eingehen müssen.

Miriam Koch, Doris Strecker, Michi Lexa-Frank – Arbeiterkammer

Wir würden gern an eine glorreiche Zukunft für Twitter glauben. Aber etwas steht dem im Weg:

Wir fassen zusammen: TikTok wird Unternehmen neben LinkedIn besonders beschäftigen, BeReal könnte mehr sein als ein kurzfristiger Hype und vor allem: Es bleibt spannend! Und damit meinen wir nicht nur die Entwicklung von Twitter.

 

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