Im September 2017 hat Facebook den Online-Marktplatz namens Facebook Marketplace auch in Österreich freigeschalten.  Nun wollen wir nach den ersten Monaten sehen, wie der neue Service so angelaufen ist und in welche Richtung er sich entwickelt. Beim Launch von Marketplace stellte sich die Frage, ob sich Anbieter wie Ebay, Shpock oder Willhaben zukünftig vor dem Facebook-Konkurrenzprodukt fürchten müssen.

Ihr kennt Marketplace noch nicht? In diesem Blogbeitrag haben wir die ersten Infos, Funktionen und How-Tos zum neuen Facebook Service zusammengeschrieben.

Sylvia Dellantonio, Geschäftsführerin von willhaben, meinte dazu im Trending Topics Interview im August 2017: „Ja, Facebook zählt auch zu den wichtigen Konkurrenten und das nicht erst seit dieser Woche. Facebook wird den Classifieds-Gesamtmarkt wachsen lassen und willhaben wird davon in Österreich mehr als andere profitieren.“

Viele aussagekräftige Zahlen zur Nutzung von Marketplace gibt es bislang noch nicht. Vor dem großen Launch im September 2017 hat Facebook den großen Erfolg des Angebots in den USA betont. Im Novmeber 2017 wurde veröffentlicht, dass insgesamt 550 Millionen Menschen den Marketplace nutzen.

Die potenzielle Kraft von Marketplace liegt natürlich in der Größe und Aktivität der vorhandenen Community begründet. Diese muss nun keinen zusätzlichen Dienst mehr nutzen, sondern hat wieder einmal ein zusätzliches Angebot genau dort, wo sie sich ohnehin schon befindet. Daher waren auch die Befürchtungen zum Start von Marketplace groß, man sprach vom Todesurteil für Ebay Kleinanzeigen oder Flohmarkt-Apps. Bislang konnten wir keine aussagekräftigen Ergebnisse in diese Richtung finden und sind daher gespannt, wie sich der Markt weiter entwickeln wird.

Probleme – Fehlfunktionen – Workarounds

Wie man das so von Facebook kennt, gibt es auch in Marketplace einige ärgerliche Bugs, die die Nutzung des Services erschweren. Wir haben uns bemüht, aktuelle Infos zu den häufgisten Problemen zu sammeln und hier eine mögliche Hilfestellung zu bieten.

Vorab gilt es aber wie immer, die von Facebook aufgestellten Nutzungsregeln zu lesen. Darin verbergen sich oft wichtige Hinweise und können auch so manchen vermeintlichen Bug erklären: Facebook Handelsrichtlinien

1) Falsche Standort-Angabe

 

Am häufigsten dürfte es wohl vorkommen, dass die Angabe des Standorts nicht korrekt angezeigt wird. Nach der Eingabe des Artikelstandortes, drückt man auf „Speichern“ und der Standort springt schier wahllos auf irgendeine, hundert Kilometer weit entfernte Stadt, gerne zum Beispiel Luxemburg, Kopenhagen, Lausann, Strongcity oder Ähnliches. Dieser Bug macht die Nutzung von Marketplace sehr mühsam, da der richtige Standort eines Angebots die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung darstellt. Leider können wir euch an dieser Stelle nicht die eine, schnelle Lösung bieten, aber wir haben dazu folgendes gefunden:

Das Problem liegt hierbei anscheinend an der App, also versucht mal, am PC oder am Laptop den Standort eurer Anzeige in der Desktopansicht zu verändern. Ist zwar mühsam, aber zumindest ein Workaround und sollte laut Berichten auch funktionieren. Marketplace am Desktop findet ihr auf der Facebook-Startseite links oben unter eurem Profilnamen oder über diesen Link https://www.facebook.com/marketplace

2) Anzeigen werden nicht ausgespielt

Aus nicht ersichtlichen Gründen kann es vorkommen, dass Anzeigen in Marketplace nicht vernünftig ausgespielt werden und die Angaben, wie viele interessierte Personen sich die Anzeige angesehen haben, stark schwanken. Man liest von NutzerInnen, dass ähnliche Anzeigen mal 150 Klicks und mal 2 Klicks haben. Dieses Problem wurde vor allem von amerikanischen UserInnen gemeldet, in Europa scheint es nicht ganz so häufig aufzutreten. Es ist nicht klar, ob die Anzeigen wirklich nicht ausgespielt werden, oder nur die Angaben der Klicks falsch ist. Und: Es gibt dafür keine Lösungsansätze oder Workarounds. Tut uns leid,  aber falls ihr mit dieser Fehlfunktion konfrontiert seid, wisst ihr nun zumindest, dass es nicht an euch liegt, sondern an Facebook. Ist doch auch etwas, oder?

3) Darf Facebook Marketplace nur von Privatpersonen genutzt werden?

Nein, der Service darf grundsätzlich auch für den gewerblich Handel genutzt werden. Der Hinweis darauf ist nicht besonders deutlich, sondern mehr ein Umkehrschluss aus den unterschiedlichen Facebook Richtlinien.

Wann ein Angebot noch privat oder schon gewerblich ist, ist auch gar nicht so einfach zu definieren. Wer sich einlesen möchte, kann zum Beispiel hier vorbeischauen: https://www.it-recht-kanzlei.de/facebook-marketplace-agb.html

Auch wenn Marketplace für gewerbliche Verkäufe nutzbar ist, dürfte das nur im kleinen Rahmen Sinn machen, denn für einen umfangreichen Produktkatalog, Beschreibungen, Produktvergleiche usw. ist die Oberfläche einfach zu unstrukturiert. Online-Flohmarkt trifft es viel eher und eignet sich daher wohl besser für Privatverkäufe oder gewerbliche Verkäufe im kleinen Stil.

Zukunftsmusik: Werbung, Bewertungen, Zahlungsoptionen

Werbeschaltungen in Facebook Marketplace

Testläufe zu Facebook Ads, die in Marketplace angezeigt werden, gab es bislang nur in den USA und auch nur ein kleiner Teil der NutzerInnen sah die Schaltungen. (Quelle: https://www.recode.net/2017/7/14/15969286/facebook-marketplace-ads-test-craigslist). Es handelt sich dabei um die bekannten Anzeigenformate, die zusätzlich in Marketplace ausgespielt werden. Noch gibt es keine speziellen Marketplace-Formate. Aktuell gibt es dazu keine weitere Entwicklung, angeblich soll Facebook gänzlich auf Werbung in Marketplace verzichten. (Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Facebook-Flohmarkt-Marketplace-startet-in-Deutschland-3801730.html)

Fehlende Bewertungen

Eine wesentliche Rolle im Online Kleinanzeigenbereich spielen die Bewertungen der VerkäuferInnen. Sie sind ein wichtiger Sicherheitsaspekt, der in vielen Fällen über Kauf oder Nicht-Kauf entscheidet. Facebook Marketplace bietet zwei Ebenen, um sich ein Bild zu der Person zu machen, von der ich etwas kaufen möchte: In einem ersten Schritt sind die Facebook Profile hinterlegt, auf denen ich Einträge, Posts und Kommentare einsehen kann. Ein zweiter Schritt ist, sich die übrigen Marketplace Angebote der Person durchzusehen. Oft ergibt sich nach einer kurzen Recherche schon ein guter Eindruck, ob man mit dieser Person einen Kauf abwickeln möchte oder nicht. Trotzdem ersetzen die Informationen aus dem Profil und den Anzeigen noch keine echte Bewertung anderer NutzerInnen, vor allem im Bezug auf Kauf-, und Verkaufstätigkeiten.

Keine In-App Zahlungen möglich

Interessiere ich mich für einen Artikel in Facebook Marketplace, muss ich mich mit der Verkäuferin oder dem Verkäufer noch über die Abwicklung verständigen. Also sowohl was Bezahlung, als auch den Erhalt der Ware betrifft. Das ist nicht nur umständlich, da man die App erst wieder verlassen und weitere Plattformen nutzen muss, sondern auch ein weiteres Sicherheitsrisiko.

Allein der Hinweis in den Handelsrichtlinien klingt schon gruselig: „Vereinbare ein Treffen an einem öffentlichen Ort, zum Beispiel vor einem Supermarkt oder in einem Café. Lade Käufer oder Verkäufer nicht zu dir nach Hause ein.“

In den USA kann die Zahlung innerhalb von Facebook über den Messenger durchgeführt werden.

Links

Marketplace: Wie gefährlich ist Facebooks neuer Flohmarkt für Shpock und willhaben? (Trending Topics)
Facebook Handelsrichtlinien
Marketplace expanding to Europe