Im April 2015 sahen sich täglich vier Milliarden Menschen Videos auf Facebook an. Im November 2015 waren es doppelt so viele.

Irgendwann in diesem Zeitraum hat Mark Zuckerberg wohl entschieden, auf Videocontent zu setzen, irgendwo in seinem geheimen Kämmerchen an einem Schräubchen gedreht und damit Bewegtbildcontent auf Facebook eine ganz neue Priorität zugeordnet. 2016 war dann bereits das Jahr des Videos und 2017 wissen viele immer noch nicht, wo auf ihrem Smartphone der Record-Button zu finden ist.

Natürlich hat Facebook das Format Video nicht neu erfunden. Trotzdem spielt das größte soziale Netzwerk in dieser Dynamik eine entscheidende Rolle. In dem Moment, als Video zum reichweitenstärksten Format auf Facebook und damit zur entscheidenden Tool wurde, um User und Userinnen dort zu erreichen, entfachte sich eine ganz neue Popularität um das Thema Video. Frei nach dem Motto: „Der Zuckerberg wird schon wissen!“

Erinnert ihr euch noch? Früher, als Fotos auf Facebook der heißeste Scheiß waren und immer eine schöne Reichweite garantierten?

Als wir versuchten, uns Know-How im Bereich Fotografie, Bildgestaltung, Grafik anzueignen? Als wir unseren Kunden und Kundinnen erklärten, dass reine Verlinkungen auf Websites und Pressemeldungen keinen Sinn machen? Dass sie sich an authentischen und sympathischen Fotos versuchen sollen? Merkt euch eure Überzeugungsstrategien, denn diese brauchen wir jetzt für Bewegtbilder. Und da ist die Hürde in unseren Augen bestimmt zehn Mal so hoch.

Organische Reichweite von nativen Facebook Videos

Verführerische Zahlen findet man hier. „Doppelte Reichweite!“ sagen die Social Media News Websites. „Warum Videocontent eurer Facebook Seite zum Erfolg verhilft!“ posaunen sie alle. Da die meisten nachvollziehbaren Studien zum Zeitpunkt gemacht wurden, als es diese Veränderung in der organischen Reichweite gegenüber Fotos gab und uns diese diese Zahlen zu alt sind, sagen wir einfach: Videos gehen gut.

PS: Organisch im Unterschied zu bezahlter Reichweite.

PPS: Native Facebook Videos im Unterschied zu Videos, die zum Beispiel auf YouTube hochgeladen und dann auf Facebook verlinkt wurden. Der Unterschied in der Bewertung dieser Contentformen wurde im letzten Jahr noch einmal mehr als deutlich:

Durchschnittlich war die Interaktionsrate laut einer Studie von Quintly um 109.67% höher als bei YouTube-Videolinks. Weiters wurden native Facebook Videos im Untersuchungszeitraum um 477.76% öfter geteilt. Die verrückteste Zahl erhält man, wenn man sich nur den Untersuchungszeitraum Dezember 2016 ansieht: Hier steigerten sich die Anzahl der Shares um 1055.41% (eintausendfünfundfünfzig).

Kurze Frage: Warum mögen die Menschen Videos eigentlich so gerne?

Hier steckt natürlich weder Zauberei, noch das Schräubchen in Mark Zuckerberg’s Büro dahinter. Video ist ein Format, das es uns erlaubt, Informationen sehr ressourcenschonend zu konsumieren, zu verstehen und vor allem auch zu speichern. Ein Video mit Ton spricht also mit visuellen und auditiven Inhalten einen großen Teil unserer Wahrnehmung an und erlaubt es deshalb, Inhalte effektiv an das Zielpublikum zu bringen.

Ein Faktum ist auch, dass das menschliche Gehirn ein fauler Hund ist. Wir suchen uns immer die bequemste Art der Informationsgewinnung. Texte bestehen aus einzelnen Sätzen, Worten, Buchstaben, die erst wahrgenommen, dann zusammengesetzt und dann verstanden werden müssen. Ein komplexer und anstrengender Prozess. Je mehr Fachbegriffe, Schachtelsätze und Füllwattenformulierungen, umso mühsamer. Alle, die schon einmal einen 14-seitigen, wissenschaftlichen Text verarbeitet haben, die wissen, wovon wir sprechen. Das tut man nicht zur Unterhaltung. Bilder können dagegen weniger als in einer Sekunde wahrgenommen und verstanden werden. Geht es allerdings um komplizierte und vielschichtige Inhalte, stoßen auch Grafiken an ihre Grenzen. Bis auf Infografiken. Die sind super.

 

Grafik:
Wenn das Internet ein Ozean wäre

Bewegtbild klappt für alle

Wir haben Bewegtbild als enorm vielseitig erlebt. Die Hürden für den Videokonsum sind sehr gering und es kann beinahe jedes Thema damit abgedeckt werden. Egal, ob Erklärvideo, Basteltutorial, Stimmungsclip oder Live-Stream. Man drückt auf Play und kann sich wunderbar acht Minuten lang mit einer humorig-schrägen Anleitung für Osterdeko berieseln lassen.

Aus datenschutzrechlichen Gründen benötigt YouTube Ihre Einwilligung um geladen zu werden. Mehr Informationen finden Sie unter Datenschutzerklärung.
Akzeptieren

Video hatte früher durchaus immer das Problem, dass die Infrastruktur nicht gepasst hat. Von allem zu wenig. Nun aber sind wir soweit, dass fast jedes Smartphone ein halbwegs akzeptables Video aufnehmen kann und auf kann man sich fast von überall eben auch Bewegtbild reinziehen ohne Wackeln, Stottern, Absturz.

Ok. Ich denke, wir sind uns einig, dass Video auf fast allen Ebenen DAS Format ist.

Warum passiert dann noch so wenig Videocontent?

Und mit wenig meinen wir: „Er ist nicht fixer Bestandteil jedes Contentplans.“

Weil Video als Format zur Unternehmenskommunikation ein schlechtes Image hat.

Video ist teuer!
Video ist kompliziert!
Video können nur die Profis!

Hinzu kommt, dass ein Video viel Angriffsfläche bietet. Ich bekomme einen vielseitigen Einblick und viel mehr Aspekte in die Bewertung einfließen lassen: Licht, Ton, Kameraführung, Länge, Text, Aufbau, Struktur, Schnitt.

Was wir ebenfalls als Dealbreaker erlebt haben: Menschen empfinden eine große Unsicherheit, wenn sie in Videos vorkommen sollen. Sie fühlen sich wie in einer Auslage. Das Gesamtbild kann ohne Weiteres einer Beurteilung unterzogen werden: Aussehen, Mimik, Gestik, Stimme, Sprechgeschwindigkeit, Dialekt, usw. Die Momentaufnahme eines Fotos bietet hier weitaus mehr Sicherheit.

Ideen für den leichteren Einstieg in Videocontent

Facebook Slideshows

Wenn einem die Produktion von Videomaterial noch nicht geheuer ist, kann man für den Anfang trotzdem in den Genuss der hohen organischen Reichweite kommen, indem man mehrere Fotos zu einer Facebook Slideshow zusammensetzt. Abgesehen davon ist es sowieso immer gut, verschiedene Formate auszuprobieren.

 

Bild: MOKS

Animierte GIFs

Auch mit GIFs (Graphics Interchange Format) kann man sich langsam an da Materie herantasten. GIF ist grundsätzlich eine Grafikdatei. Bei einem animierten GIF liegen mehrere Einzelbilder übereinander, die dann wie Bewegtbilder wirken. Darüber hinaus sind GIFs auch gerade sehr populär und können, wenn sie bezüglich Thema und Community passend eingesetzt werden, eine tolle Abwechslung im Contentplan sein. GIFs können über Giphy erstellt und direkt auf Facebook gepostet werden, oder ihr ladet das GIF auf euren Webspace und bettet es auf Facebook ein.

Uschi-GIF beim Brezelessen.

Videokompetenz schrittweise aufbauen

Sich erstmals vor die Kamera zu setzen und frei von der Leber weg etwas zu erzählen, ist wirklich ungewohnt und für die meisten ein Problem. Es kann helfen, nicht gleich das volle Programm zu fahren, sondern sich einen Aspekt auszusuchen.

Anleitungsvideo ohne Erklärstimme: Beispielsweise werden nur die Hände gefilmt, die einen bestimmten Vorgang zeigen.

Voice-Over: Ein Vorgang wird gefilmt, später fügt man den Sprechtext separat hinzu. So kann man mehrere Anläufe nehmen und sich in Ruhe auf eine Sache fokussieren.

Hilfsmittel: Notizen auf Zettel, passende Lego-Figuren, Maskottchen, Gegenstände, usw. Man muss nicht alles wörtlich erklären, wenn es sich auch zeigen lässt.

Einfach machen.

Aller Hemmungen zum Trotz. Sich einmal mal trauen und etwas aufnehmen. Versprochen: Je öfter man es macht, umso einfacher wird es. Und wenn es der Zielerreichung dienlich ist, fällt es auch leichter, über den eigenen Schatten zu springen.

Just for the record.

Links:
Beitrag auf allfacebook.de
Quintly-Studie