Etwas über ein Jahr ist es her, als ich mir dachte: Ich bin schlau, ich bin diszipliniert, ich möchte für unterschiedliche Projekte und Kunden arbeiten. Ich mache mich selbstständig oida! Um Kräfte zu bündeln und das Angebot breiter zu machen, tat ich mich mit Micha zusammen. Ihr Resümee könnt ihr hier nachlesen. Wir machen viel richtig, sind aber auch schon ein paar Mal so richtig daneben gestiegen. Gehört auch dazu. Darüber sprechen wir heute.

Meine Fehler werden sorgfältig gehegt und gepflegt. Kritiker würden sagen, ich wälze mich darin. Aber sie sind nun einmal der Grund, warum ich mich weiterentwickeln kann, sie zeigen mir Schritte und Wege, die ich nicht weiter verfolgen werde und sie stellen mich auf die Probe. Ich brauche sie ganz dringend, obwohl sie manchmal echt schmerzen. Es gibt hier natürlich jene Fehler der Sorte harmlos, aber auch richtig fiese Kopfnüssen, über die man ein paar Nächte schlafen muss. Lasst uns eine Liste machen.

Ich habe mich zu billig verkauft.

Gleich ein Klassiker. Die allgegenwärtige Angst, mit zu wenig Aufträgen davon zu kommen, treibt diesen Fehler an. Mit dem Feedback “Tut uns leid, Sie bieten nicht das an, was wir brauchen” kann man ja ganz gut leben. Aber bei “Sie sind super, aber einfach zu teuer” fängt man immer das blöde Kalkulieren und Nachdenken und Zweifeln an. Weil das könnte man ja ändern. Und dann hat man einen Auftrag. Und lernt etwas. Und sowieso wird dann alles gut. NEIN. Nichts wird dann gut. Ganz im Gegenteil. Denn:

Man lässt den Preis und/oder Stunden drücken, bis man sich selbst kaum mehr in den Spiegel sehen kann. Bekommt den Auftrag. Freude. Dann beginnt man zu arbeiten und merkt schnell, dass es sich nie im Leben ausgehen kann. Dann muss man nachverhandeln. Kunde verständlicherweise verärgert. Keine gute Basis für irgendwas. Oder man arbeitet fünfzig Stunden umsonst, um es herzeigbar abzuliefern. In der Zeit, in der man mit anderen Projekten Geld hätte verdienen können. Frust. Auch keine gute Basis für irgendwas.

Das würde ich NIE wieder tun. Wir haben definiert, was unsere Leistung wert ist und was sie kostet. Wem das zu teuer ist, dem bin ich nicht böse, aber der muss es leider von jemand anders machen lassen. Preis drücken wird niemanden von uns glücklich machen. Was auch geholfen hat: Ich habe mir bei diesem Fehler-Projekt ausgerechnet, wie viel Projekte ich um den Normalpreise verkaufen hätte müssen, um mehr als mit dem Wenig-Geld-extrem-viel-Aufwand-Projekt zu verdienen. Es waren sehr wenige. Das hätte ich locker geschafft.

 Ich habe Schaumschlägern geglaubt.

Ihr kennt das. Unsere Branche lebt von Menschen, die dir ständig erzählen, wie viele tolle, neue, großartige, gewinnbringende Projekte sie für dich haben. Sie werden dich nämlich hier unterbringen und dich dort vorstellen und dich hier ins Gespräch bringen und dort verkaufen. Fein! Tut! Und wenn das unterschriebene Angebot am Tisch liegt, dann meldet euch bitte bei mir.

Viel zu oft habe ich diesen Möchtegerns geglaubt und sah mich schon in den besten Projekten dieser Welt mitarbeiten. Je größer die Hoffnung, desto größer die Enttäuschung, wenn wochenlang, monatelang einfach nichts mehr kommt. Doch, irgendwann schon. Nämlich ein Anruf mit der nächsten neuen, tollen, großartigen, gewinnbringenden Idee.

Ich habe mich breitschlagen lassen.

“Hallo Uschi, ich weiß, es ist super kurzfristig, aber könntest du…?” Klar, oft kann ich. Das sind meine Kunden. Ich will sie glücklich und zufrieden sehen. Aber es muss auch Grenzen geben. Und wenn ich beim lang geplanten Thermenausflug, den ich meiner Mama zu Weihnachten geschenkt habe, mit dem Handy in der Hand an der Ecke mit dem besten WLAN-Empfang sitze und Kundendinge betreue, anstatt mit ihr Hochzeitsmagazine durchzublättern und über all die hässlichen Frisuren zu lästern, habe ich mich falsch entschieden. Man kann nicht alle Anfragen zu 100% zufriedenstellend lösen. Diesen Gedanken muss man umarmen und es ist auch in Ordnung so. Wir sind kundenorientiert, aber nicht lebensfeindlich. Außerdem war mir noch nie ein Kunde böse, wenn ausnahmsweise etwas nicht klappt. Man bildet sich nur gern selbst ein, dass dann die Welt einstürzt.

Ich habe mich gestresst.

Das ist nur in der Vergangenheit formuliert, weil es besser in die Liste passt. Ich stresse mich so dermaßen! Ich kann es einfach nicht abdrehen. In 90% der Fälle ist meine Hysterie vollkommen umsonst, aber Fragen wie “Warum schreibt sie nicht zurück?”, “Wie wird das nun umgesetzt?”, “Passt das so?”, “Ist noch eine Änderung gewünscht?”, “Ist hier von meiner Seite noch etwas zu tun?” geistern mir ständig im Hirn rum. Dafür ist vermutlich der hohe Anspruch an meine Arbeit verantwortlich. Es ist dabei nicht nur für mich anstrengend und kontraproduktiv, sondern ebenso für den Kunden manchmal mühsam. Diese Übereifrigkeit überzeugt auch auf der anderen Seite unnötigen Druck und führt zu Missverständnissen oder Fehlern. Hier muss ich einfach entspannter werden. Micha kommentiert solche Phasen immer mit: “Uschi. Let it go.”

Ich habe Schlechtes nicht ausgehalten.

Puuuuuh ganz schwierig! Oft entscheiden sich Kunden für Umsetzungen, die man selbst einfach anders gemacht hätte. Sie bestehen dann auf Videos, Grafiken, Texten, Konzepten, die man aus mehreren Gründen nicht optimal findet. Was tut man? Man spricht es an und erklärt 1-2 Mal, warum und wieso man zu einer anderen Umsetzung raten würde. Der Knackpunkt ist: 1-2 Mal. Wenn Kunden dann immer noch darauf bestehen, hat das oft Gründe, die in diesem Moment nicht zu ändern sind und dann ist es ebenso unser Job, die Wünsche zu berücksichtigen. Und darin bin ich richtig schlecht. Ich habe körperliche Schmerzen, hässliche Grafiken zu posten. Ich möchte den Kunden sooooo gern umstimmen. Schreibe Argumente, Zahlen, Studien raus. Erarbeite kostenlos Alternativvorschläge. Definitiv etwas, woran ich arbeiten muss. Uschi. Let it go.

Ich war zu lasch bei Zahlungsverzögerungen.

Zahlungsziele auf Rechnungen werden ja oft als Empfehlung angesehen. Zahlungsziele noch einmal um die doppelte Zeit verstreichen zu lassen und dann das netteste Mail der Welt mit der Bitte, doch gnadenhalber die erbrachte Leistung auch zu bezahlen, zu schreiben, habe ich mir sehr schnell abgewöhnt.

Unterm Strich.

Gut, es jetzt einmal auch aufgeschrieben zu haben und in Erinnerung zu rufen, was man in Zukunft anders handhaben möchte. Wenn ich mir die Liste so ansehe, fällt mir auch auf, dass ich wenig falsch gemacht habe. Es war nichts mit dramatischen Folgen dabei, wir haben nie im großen Ausmaß Geld verloren oder Kunden verärgert. Wir haben eine angenehme Work-Life-Balance etabliert und unsere Ziele mehr als erreicht. Darauf sind wir sehr stolz und genau so soll es weitergehen.

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